B-Part Artist Studios #1
Boris Hegenbart
FLAECHENFINDER
Mit Flaechenfinder arbeitet der gebürtige Berliner Klangkünstler Boris Hegenbart (*1969) in den B-Part Artist Studios am Gleisdreieck an einer ortsspezifischen Arbeit in drei Teilen, die auf die Umgebungsklänge der temporären (Holz-)Architektur des B-Parts Am Gleisdreieck in Berlin reagiert. Ein Einblick in die Studioarbeit und auf den aktuellen Zwischenstand der Intermedia Installation gibt es vom 6. bis 14. September 2019. Die Installationen werden dann abschließend im Sommer 2020 gezeigt.
Boris Hegenbart ist freischaffender Komponist und Musiker für elektro-akustische Musik und Klang-Kunst. Sein Studium absolvierte er am Institut für elektroakustische Musik und elektronische Medien in Wien (ELAK) und vertiefte seinen Schwerpunkt Live-Elektronik an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien. Hegenbarts Arbeit erstreckt sich von Sound-Installationen über elektroakustische Konzerte und Performances bis hin zu Kompositionen für Theater, Tanz und experimentelle Video-Kunst. on Architektur zeigen.
Im Rahmen der Installation Flaechenfinder: schwarz wird in einem Raum des Gebäudes an jedem der vier zum Park weisenden Fenster ein quadratischer, tief schwarzer Flachlautsprecher angebracht. Aus der Nähe ist der Blick nach draußen zunächst durch die Lautsprecher verstellt. Betrachtet man Fenster und Lautsprecher aus der Distanz, kann man durch den noch freigebliebenen Scheibenbereich die Situation draußen ausmachen. Von den Lautsprechern verdeckt ist außen je ein Mikrophon pro Fenster angebracht. Die von den Mikrophonen übertragenen Klänge werden von einem algorithmischen System in Echtzeit manipuliert und über die Lautsprecher in den Raum zurückgestrahlt. So wird das Außen für den Rezipienten scheinbar erfahrbar, auch wenn auditive Information und visuelle Mutmaßungen über das Geschehen entkoppelt sind und sich nicht mehr auf einander beziehen
Für die Installation Flaechenfinder: blau, in deren Rahmen auch ein Konzert stattfindet, werden in einem Raum des B-Parts am Gleisdreieck alle Fenster verdunkelt. In einem Fenster, welches zur umliegenden Brache und zur Hochbahn weist, befindet sich eine dunkelblaue Smart-Glas-Fläche, deren Transparenz sich mittels elektrischer Signale regeln lässt. So kann der Blick auf das Außen ermöglicht oder versperrt werden. Im Raum ist von der Fensterfläche her eine elektroakustische Komposition zu hören, welche die Klanglandschaft des Außenraumes re-synthetisiert. Ihr Verlauf orientiert sich am täglich aktuellen Fahrplan der die Situation dominierenden Hochbahn (U-Bahn Linien U1 und U2), so dass sich je nach Abweichung der Bahn vom publizierten Fahrplan Koinzidenzen oder Verschiebungen von klanglicher und visuell erfahrbarer Realität ergeben. Auch die Steuerung der Transparenz der Smart-Glas-Fläche folgt dem publizierten Fahrplan. Ist die Außenwelt vom Innenraum sichtbar, so sind die elektronischen Klänge leise oder unhörbar; ist der Blick nach draußen verdunkelt, gewinnen die Klänge an Lautstärke. Auch hier sind auditive Information und visuelle Mutmaßungen über das Geschehen draußen entkoppelt und werden doch vom Rezipienten auf einander bezogen.
An einem Tag wird die Installation Flaechenfinder: blau zusätzlich mit einem Konzert bespielt. Über den Tag verteilt finden mehrere, je zwanzigminütige Aufführungen in unterschiedlichen Besetzungen statt. Das Publikum hält sich dafür im Ausstellungsraum auf und sieht durch die Smart-Glas-Fläche den oder die im Außenraum agierende(n) Musiker*innen. Die Musiker*innen reagieren live auf die sie umgebenden Klänge der Stadt durch instrumentale Imitation oder figurative Improvisation. Ihre und die Umwelt-Klänge werden live-elektronisch bearbeitet und mitunter zeitlich verzögert in die Installation übertragen. Der Komponist nimmt diese Manipulationen im Ausstellungsraum vor und teilt die Erfahrung des Publikums, während die außen agierenden Musiker zum Teil der beobachteten Klang- und Stadtlandschaft werden.
Diese Arbeit ist die Fortsetzung von Boris Hegenbarts Live-Projekt INSTRUMENTARIUM (Musikprotokoll im ORF – Graz, 2012; Transmediale – HKW Berlin, 2013).
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