DEAR CELLA
Julia Oschatz
ist eine multidisziplinär arbeitende bildende Künstlerin und Bühnenbildnerin. In ihren Arbeiten widmet sie sich vorrangig der Zeichnung, Malerei, Installation, Performance und dem Video. Ihre begehbaren Rauminstallationen erschaffen dabei ein multisensorisch ansprechendes und kulissenanmutendes Gesamtkunstwerk. Julia Oschatz Bühnenbilder wurden unter anderem in Aufführungen des Maxim Gorki Theaters, des Hebbel am Ufer und des Staatstheaters Stuttgart gezeigt.DEAR CELIA (COLORPLAST)
DEAR CELIA (ZELLKERN)
DEAR CELIA (GOLGI-APPARAT)
Mit DEAR CELLA erweitert Julia Oschatz ihre künstlerischen Recherchen um eine neue, verblüffend überraschende Dimension. Und öffnet nunmehr den kleinsten Raum der biologischen Welt: Zellen werden zur Bühne eines lebendigen, kooperativen Sozialtheaters. Wissenschaftliche Beschreibungen des Innenlebens von Zellen bedienen sich einer didaktischen Distanz, aus der sie die Funktionen ihrer Bestandteile schildern. Untergründig mag in ihrer Sprache etwas mitschwingen, was an unser eigenes Handeln und Verhalten erinnert. Julia Oschatz hat dieser Ebene eine poetische Dimension eröffnet. Und so übersetzt sie die kooperative Lebensenergie einer pflanzlichen Zelle auf handelnde, uns gleichende Figuren, während die Formen der Zellbestandteile zu deren Arbeitsumfeld vergrößert werden. Und wenn eine pflanzliche Zelle 0,01 mm groß ist, ergibt sich in dieser anthropomorphen Transformation ein Sprung im Maßstab zu ungefähr 27 Billiarden : 1 für die Bestandteile der Zellenbühne.
Seit kurzem ist ein neues Akronym im Umlauf, NGI, „Natural General Intelligence“. Neurologische Forschungen stützen sich dabei auf Elektroden, befestigt am Gehirn von animalischen, vornehmlich menschlichen Versuchskaninchen, um neuronale Aktivitäten zu lokalisieren und deren Geschwindigkeit zu messen. Mit DEAR CELLA gibt Julia Oschatz der Intelligenz der Zellen eine andere Wendung. Clever sogar in der Erhaltung ihrer Lebensenergie, die sie gegen Eindringlinge verteidigen und – wer weiß wie – an ihre Nachfolger weitergeben.
— Ursula Panhans-Bühler, Hamburg, 2023
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