Frank Coldewey
SU-PA-HOTERUEröffnung am
Samstag 11. November 2006
um 20 Uhr
Ausstellung vom
15. November bis 16. Dezember
Mittwoch bis Samstag
14 Uhr bis 18 Uhr
Mit Frank Coldewey stellt die Galerie loop - raum für aktuelle kunst in
ihrer zweiten Einzelausstellung in den neuen Räumen einen weiteren Künstler
vor, der zum langjährigen Künstlerpool der Galerie gehört.
Frank Coldewey taucht mit der Ausstellung „SU-PA-HOTERU“ nach einem Abstecher in die Vogelperspektive - seine letzten Arbeiten zeigten „modulare“ Stadtaufsichten, „Luftbilder“ - wieder in den Stadtraum ein. Vom Blick auf abstrakte Linien und Strukturen urbaner Konglomerate zoomt sich der Künstler auf die Straßen und Plätze jener Städte. Wobei es keine Rolle spielt, ob es sich um – wie die immer wieder auftauchenden Schriftzeichen zeigen – asiatische Städte handelt. Denn die Eindrücke, die Coldewey auf seinen Streifzügen durch das Stadt-Bild fotografisch festgehalten und bearbeitet hat, entsprechen nicht mehr dem realen Vorbild. Die Stadtszenen können überall sein in den globalisierten Cities und sind doch nirgends.
Ähnlich wie auf seinen früheren Arbeiten legt der Künstler ein Geflecht von Linien und Streifen über das Bild, was je nach Motiv unterschiedlich wahrgenommen wird. Bei einem Bild integrieren sich die aufgesetzten Linien ins Bild wie ein Gewirr von Stromkabeln oder Oberleitungen und verbindensich mit den reellen Straßenzügen, Brückenkonturen und Verkabelungen. Auf anderen Arbeiten konterkarieren sie die Perspektive oder legen ein Raster über die Bildfläche. Coldewey legt ein eigenes artifizielles Netz auf die Matrix der Stadt. Teilweise beherrschen diese Farbfäden den Gesamteindruck völlig, ziehen den Blick des Betrachters hinter sich her, nur um wieder Haken zu schlagen oder abzubrechen.
Intuitive Blicke
Die Licht- und Farbfäden sorgen simultan für eine impulsive Dynamik. Betonten Coldeweys makrokosmischen Draufsichten die Straßen als Lebensadern der Stadt, so ist es hier das urbane energetische Netzwerk, das seine – für die Bildprotagonisten unsichtbaren - Verbindungen spinnt. Obwohl die Szenen
gegenständlicher und konkreter sind als frühere Arbeiten Coldeweys, verweigern sie sich einer eindeutigen Zuweisung ins Figürliche. Das liegt auch am Arbeitsansatz des Künstlers. Aus einer Fülle von Ausgangsmaterial komponiert und collagiert er neue Räume. Durch Spiegelung, Multiplikation oder Neuanordnung erzeugt Frank Coldewey ein Bild, das das ursprüngliche Motiv nur noch erahnen lässt. Die Beiläufigkeit der Aufnahmen und Blickwinkel kommt der Verwandlung dabei entgegen. Sie entstanden nicht aus einer bestimmten Perspektive oder aus einer Absicht heraus. Es sind intuitive Blicke, die eher unbewusst bei der Bewegung durch eine Stadt gespeichert werden. Durch die Fragmentisierung und Rekonstruktion oder eher Neukonstruktion spielt Frank Coldewey mit der neuronalen Navigationsleistung des Großstadtmenschen: Icons wie Werbetafeln, Autos, Verkehr, Ampeln werden in einen neuen Zusammenhang gesetzt und schaffen neue Räume.
Der Himmel voller Werbetafeln
Interessanterweise verwendet der Künstler, analog zu den Motiven asiatischer Provenienz, die Perspektive der chinesischen Malerei, die im Gegensatz zur
europäischen Zentralperspektive den Betrachter zum Fluchtpunkt macht. Die chinesische Perspektive bezieht verschiedene Blickwinkel ein, sie ist beweglich, und in dieser Hinsicht wird sie der Dynamik und Vielschichtigkeit der Stadtbilder gerecht. So „verbaut“ Coldewey den Bildhorizont, der Himmel der Straßenflucht hängt voller japanischer Werbetafeln, die sich in Fenstern und Karossen spiegeln. Der Betrachter ist auf sich selbst zurückgeworfen. Die ungewohnte Bildkomposition verstärkt die Irritation, die die Bilder auslösen. Dazu kommen noch die zahlreichen Ausschnitte und Teile, mit denen der Künstler seine Arbeiten bevölkert und das Gesamtbild überzeichnet. „Das Detail und das Ganze sind eins" sagte Corbusier. Besser kann man den „Zustand“ auf Coldeweys Bildern nicht zusammenfassen. Frank Coldewey vereinfacht nicht, sondern er verkompliziert und schafft mit dem Detailreichtum viele kleine, komplexe Kosmen im Bild, ohne den Blick auf den Gesamteindruck zu verlieren.