Karsten Konrad



Mijn Minsk 2005/2019, Spanplatte, Holz, Gips, 42 x 105 x 53 cm



Die Schwierigkeiten bei der Behauptung von gesellschaftlichen Verirrungen, zumindest von solchen, die allzu leicht mit Fragen nach Geschmack und Ästhetik abgetan werden, scheinen auch Thema von Karsten Konrads Modell „Mijn Minsk“ zu sein. Zu sehen ist das „Haus der Mode“ in der weißrussischen Hauptstadt. Diese realisierte architektonische Vision sozialistischer Architektur demonstriert eine „prototypische Verbindung von Skulptur und Architektur sowie die Fusion von stalinistischem Pathos mit sozialistischer Moderne“ (Konrad). Mit typisch reichhaltigen Details ausgestattet, trägt Konrads Skulptur einen plastischen Aspekt in sich, etwa ein im Stil des sozialistischen Realismus gestaltetes Relief, das Solidarität propagieren sollte. Im Kontext der Ausstellung ist „Mijn Minsk“ eine Erinnerung an den Zusammenhang zwischen Architektur und Ideologie, der irrtümlich oft als ein nur historischer begriffen wird und in den letzten Jahrzehnten vor allem an sozialistischer modernistischer Architektur exemplifiziert wurde. Wie schnell sich die Zeiten ändern: Im Haus der Mode, direkt unter dem Relief, befindet sich mittlerweile ein Kentucky Fried Chicken.


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