Franz Küsters

Form + Farbe



Unter den zeitgenössischen, aus Deutschland stammenden Künstlern der älteren Generation gehört Franz Küsters (*1938) zu jenen, deren Werke bisher ungemein selten in seiner Wahlheimat Berlin gewürdigt wurden. „Form + Farbe“, die erste Einzelausstellung von Küsters bei „B-Part Exhibition“, zeigt nun einen sorgsam gewählten Ausschnitt aus dem aktuellen Schaffen eines Bildhauers und Malers, der trotz seines stetig wachsenden, Dynamik und Lebensfreude ausstrahlenden Werks, derzeit noch als weitgehend unbekannte Größe auf dem Gebiet Konkreter Kunst gilt.

Küsters besuchte ab 1959 die Werkkunstschule Krefeld und im Anschluss die Kunstakademie Düsseldorf, wo er zunächst in der Klasse von Joseph Beuys und später – weitaus sichtbarer in Küsters’ Arbeiten – bei Erwin Heerich studierte. Von 1976 bis 2002 leitete er die Gipswerkstatt der Düsseldorfer Kunstakademie; in den 2000er-Jahren kam er nach Berlin, wo er in seinem Köpenicker Atelier so kontinuierlich intensiv wie konsequent zurückhaltend arbeitet.

Mit „Form + Farbe“ werden nun reliefähnliche Einzelobjekte und Werkgruppen an der Wand wie auch auf Sockeln präsentierte plastische Arbeiten des Künstlers in den Fokus gerückt. Immer zwischen Malerei und Objektkunst changierend, sind auch diese aktuellen Arbeiten aus Küsters’ beständigem Forschen an Form, Farbe, Fläche oder an Licht und Schatten hervorgegangen. Sie zeichnen sich durch die Vereinigung abstrakter geometrischer Reduktion und visuell-sinnlicher Vielfalt im Sinn konkreten Denkens aus. Die Farben – oft komplementär – sind dabei voll gegensätzlicher Frische, die Formen eine Untersuchung der Möglichkeiten – etwa bei jener Serie handlicher Plastiken, die Küsters als „Auseinandersetzung zwischen Würfel und Tetraeder“ definiert.

Oder, exemplarisch, bei der kleinformatigen quadratischen Wandarbeit – Teil einer Serie – deren blau bemalte Oberfläche sich in vier gleich große, wie ineinander verkantete und so jeweils schräg zueinander stehende Quadrate aufteilt. Ein zweiter Blick auf die Arbeit muss letztendlich offen lassen, ob es sich tatsächlich um eine in vier zusammenhängende Segmente geteilte Fläche oder um vier kleine Quadrate handelt, die keine gemeinsame Oberfläche finden. Auch die gelbe Farbe, die sowohl die Teilelemente als auch das Gesamt in der Tiefendimension umrahmt, gibt hier keine Auskunft, fragt vielmehr weiter: Skulptur(en) oder Bild(er)?

Wenn zusätzlich zu solchen Fragen die Positionierung und Ausrichtung der Arbeiten im Ausstellungsraum vom Einfall des Lichts abhängt (gerade bei jenen Wandarbeiten, die sich durch präzise Schnitte und Kanten, berechnete Flächen und seriell zu verstehende Farbschematiken auszeichnen), so ist dies bei Küsters keinesfalls ein spielerischer Effekt. Vielmehr entspricht dieser Zusammenhang dem konzeptionellen Ansatz des Künstlers, jenem Denken, bei dem das Sehen den konstruktiven Part des Erfassens einnimmt. Dass die Betrachtenden sich dabei teils im Raum entlang der statischen Arbeiten bewegen, sie von verschiedenen Blickwinkeln wahrnehmen müssen, um alle ihre Form- und Farbnuancen zu erfassen, um zu ermessen, wie sie sich durch Sehen verändern, verstärkt dabei nur diese künstlerische Haltung.
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Der Ausstellungsraum B-Part Exhibition begleitet die künftige Entwicklung der Urbanen Mitte Am Gleisdreieck mit künstlerischer Autonomie und tritt somit zugleich in einen Dialog mit den übergeordneten Themen des Gesamtprojekts – Formen des New Work, Co-working, Kultur und Sport – und schafft Synergien zwischen künstlerischen, kulturellen und sozialen Ansätzen. Künstlerischer Leiter des B-Part Exhibition ist Rüdiger Lange (loop – raum für aktuelle kunst).