MARKER
Maja Rohwetter20. Mai – 25. Juni 2022
Marker
Im Rahmen der Ausstellung Marker überträgt die Künstlerin Maja Rohwetter ihre Bildwelten durch die Oberfläche einer Augmented Reality-App in eine erweiterte Dimension von Realität. In einer sound-immersiven, begehbaren Landschaft, eingebettet in den Realraum von B-Part Exhibition, entfalten sich die responsiven animierten 3D-Objekte der Künstlerin, die ihren Ursprung in Malerei und Collage haben. Im Spannungsfeld von realen und digitalen Dimensionen werden Betrachter*innen gleichzeitig zu Nutzer*innen. Der Ausstellungstitel verweist dabei auf einen „Marker“, der in der Augmented Reality als Portal in eine Zwischenwelt fungiert: Durch das Scannen des Markers, einer Collage auf dem Boden im Ausstellungsraum, eröffnet die Anwendung AppARition den multisensorischen Eintritt in eine Dimension, in der im Erfahren des Werkes die Grenzen zwischen Analogem und Virtuellem unscharf werden. Inwiefern stellt sich uns der digitale Raum als Realität dar? Wie real ist Realität, die über ein Display wahrgenommen wird?Wo verläuft die Grenze zwischen statischem Bild innerhalb des „frames“ und seiner zeitlichen Dimension? Maja Rohwetters App AppARition entstand während eines dreimonatigen Aufenthalts im B-Part Studio, das im Rahmen des B-Part Am Gleisdreieck unter anderem Künstler*innen einen Raum bietet, die an der Schnittstelle zwischen Kunst, neuen Technologien und zukunftsweisenden Konzepten agieren. Das B-Part begleitet Künstler*innen bei der Entwicklung innovativer künstlerischer Positionen, die sich von traditionellen Kunstbegriffen entfernen und gleichzeitig die Wahrnehmung für ungewohnte Perspektiven schärfen.So ist es möglich, Maja Rohwetters responsive 3D-Welt an jedem beliebigen Ort mit dem Marker durch die App aufzurufen: Sei es im Ausstellungsraum des B-Part Exhibition, dem Park am Gleisdreieck oder jedweder anderen räumlichen Situation. Dabei kann alternativ zur Rauminstallation die Abbildung des Markers auf der Einladungskarte wie auf dem Banner verwendet werden. Die AR-Erfahrung wird so zur portablen Ausstellung, die die Nutzer*innen jederzeit abrufen und in einen anderen räumlichen und inhaltlichen Bezug stellen können — auch nach der Ausstellungszeit in B-Part Exhibition. Marker lädt dazu ein, mit der gewohnten Rezeption von Kunst in klassischen Ausstellungsräumen zu brechen und mithilfe von AppARition in eine künstlerische Interaktion mit dem Stadtraum und dem individuellen privaten Raum zu treten.Nicht nur die Verortung im realen Raum, sondern auch die visuelle Darstellung der virtuellen Welt entziehen sich dabei der Kontrolle der Künstlerin: Die jeweilige Bildwelt entwickeln alle Anwender*innen individuell — auf Grundlage ihrer Bewegung im Raum und der Interaktion der Realität mit den 3D-Objekten. Die erweiterte Realität stellt sich den Nutzer*innen dabei als räumlich begehbar dar. Die Ausstellung lebt von der Partizipation der Besucher*innen. Statt eines Controllers dient der eigene Körper dazu, sich durch die Landschaft aus 3D-Objekten zu navigieren. Marker erschafft einen Dialog zwischen Installation und virtuellen Dimensionen.Maja Rohwetter, deren Werke ursprünglich der Malerei entspringen, verfolgte in den Neunzigern und frühen Zweitausendern den Einzug der Digitalität ins Alltägliche. In ihrer künstlerischen Praxis manifestierte diese sich zunächst in digitalen Collagen, in denen sie erste Interferenzen zwischen dem analogen und digitalen Raum herstellte, die dann in generierter Malerei weiterentwickelt wurden.Die Entstehung der Ausstellung Marker ist nicht unwesentlich auf ihre Auseinandersetzung mit virtuellen Welten in Computerspielen zurückführen: „Das Navigieren als Akt, der etwas erschafft — nämlich das, was im Moment gesehen wird. Und es auch gleichzeitig zerstört. In der virtuellen Welt sind ja alle Dinge immer auf den jeweiligen Betrachter*innenstandpunkt ausgerichtet. Je nachdem, wie man sich verhält, erschafft man mit der App andere Bilder. “Auf die Vielfalt der Deutungsmöglichkeiten dieser Eindrücke weist auch der Titel des Werkes selbst hin — contingencies, übersetzt: „Kontingenzen“. Die Künstlerin bezieht sich dabei auf die Definition des Soziologen Niklas Luhmann, in der „Kontingenz“ etwas weder Notwendiges noch Unmögliches sei — die Möglichkeit, dass etwas Gegebenes, Erfahrenes, so, aber auch anders sein könne als wahrgenommen. Somit verneint der Begriff eine absolute Wahrheit der Realität. Die Möglichkeit des Andersseins wird stets in Betracht gezogen.Marker fordert dazu auf, nicht den konditionierten Sicherheitsabstand zu Kunstobjekten zu halten, sondern sie buchstäblich zu durchschreiten. Und dabei auch das eigene Konzept der Weltaneignung und der Realitätswahrnehmung zu hinterfragen.
Der Ausstellungsraum B-Part Exhibitionbegleitet die künftige Entwicklung der Urbanen Mitte Am Gleisdreieckmit künstlerischer Autonomie und tritt somit zugleich in einen Dialog mit den übergeordneten Themen des Gesamtprojekts – Formen des New Work, Co-working, Kultur und Sport – und schafft Synergien zwischen künstlerischen, kulturellen und sozialen Ansätzen. Künstlerischer Leiter des B-Part Exhibition ist Rüdiger Lange (loop – Raum für aktuelle Kunst).