RE-ENTRY
Color, Form and ObjectTian Tian Wang
Jan Muche
S
Natasza Niedziolka
Tanja Rochelmeyer
Eröffnung am
Samstag 01. Mai 2010 um 20 Uhr
Ausstellung vom
05. Mai bis 05. Juni 2010
Unter dem Titel RE-ENTRY Color, Form and Object zeigt loop - raum für aktuelle kunst vom 5. Mai bis 5. Juni 2010 Arbeiten der KünstlerInnen Tian Tian Wang, Jan Muche, Soo Jung Choi, Natasza Niedziolka und Tanja Rochelmeyer.
Malerei steht im Zentrum der Ausstellung, wobei allen KünstlerInnen eines gemeinsam ist: vom augenscheinlich gegenständlichen Motiv, das der Betrachter zu erfassen scheint, wieder erkennen zu scheint, bewegen sie sich rasch in eine Dimension, die das vermeintlich Vertraute auflöst, das Greifbare, Benennbare dem Auge entzieht. Jan Muche etwa geht von konkreten Bildvorlagen aus, die er Zug um Zug mit malerischer Bearbeitung, dem Einsatz von Farbflächen dekonstruiert. Die vorerst erfasste Bildinformation von Figuren und Räumen fächert sich auf wie ein Kaleidoskop, lässt neue Perspektiven erscheinen und zwingt dazu, das Objekt, Motiv, immer wieder neu einzuordnen. Die Flächenbearbeitung und das Spiel mit Fluchten und Perspektiven prägt die Arbeiten von Tanja Rochelmeyers. Wo Muche dekonstruiert, konstruiert Rochelmeyer. Eine Zeitlang folgt das Auge den präzise gesetzten Fluchten und Läufen, den mathematisch verwinkelten Flächen und Spiegelungen, um sich schließlich an den Linien zu brechen. Die Dialektik zwischen offenbar perfekten, futuristisch erscheinenden Konstruktionen/Räumen und dem Unvermögen, die sich widersprechenden Bildinformationen benennen und erfassen zu können, macht auch hier den Reiz der Rezeption aus.
Abstrakt von vorne herein scheint die Künstlerin Tian Tian Wang zu bleiben, die mit ihren Bildern Motive in der Natur findet: Wellen, Wolken, flüchtiger Rauch, festgehalten in Grau- und Erdtönen mit lakonisch gesetzten, schwunghaften Pinselstrichen. Auch hier kreist die Frage darum, ob das, was dargestellt zu sein scheint, nur eine Vorstellung, ein blasses Abbild in der Erinnerungswelt des Betrachters ist. Die Intention der Künstlerin ist nicht greifbar. Die Lust des Betrachters entzündet sich am Wiedererkennen vertrauter Formen, die er reflektiert: ein Bild der Wirklichkeit, das zurücktritt (re-entry) in die Wirklichkeit, sie womöglich mitgestaltet wie Umberto Eco schreibt: „Die Beziehungen des Kunstwerks zur Welt sind nicht akzessorisch oder zufällig, sondern konstituieren sie mit (…)“. Mitgebracht in den Wiedereintritt in die Gegenwart hat die Malerei Tian Tian Wangs in diesem Fall auch Grundzüge der traditionellen chinesischen Malerei, deren Landschaftsstücke sich durch reduzierte Farbigkeit auszeichnen. Erinnerung und Wahrnehmung, Tradition und Gegenwart verschmelzen.
Tradition findet sich auch in den Formen, die die polnische Künstlerin Natasza Niedziolka in ihren Bildern aufgreift: Viel Farbe ist hier im Spiel, kombiniert mit amorph wirkenden Formen (Tropfen, Sterne, Figuren), teilweise zu Muster angeordnet. In ihrer wild bunten Ornamentik und ihren formalen Details lassen sich Muster wieder erkennen, die an das Temperament und die frische Ursprünglichkeit der osteuropäischen Folkloristik erinnern und doch in ihrer neuen Form sich dieser Zuweisung entziehen. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung transformiert Niedziolka die kollektiv verankerten Assoziationen, die die Muster auslösen, (über-) führt sie in eine zeitgenössische, angemessene Lesart. Das Gegenständliche aber bleibt: sie arbeitet Echtmaterialien wie Heftklammern und Fäden ein, die in ihrem haptischen Eindruck auf die Objekthaftigkeit verweisen und die Wahrnehmung räumlich erweitern.
„Fundstücke des Alltags“ nennt die koreanische Künstlerin Soo Jung Choi die Gegenstände, die ihr im Alltag begegnen und mit denen sie en Detail ihre großflächigen Leinwände bevölkert. Wie Wimmelbilder scheinen die Arbeiten auf den ersten Blick zusammenhanglos collagiert und bilden doch einen eigenen Raum. Farbgebung und Motivwiederholung deuten allerdings auf eine durchdachte, konstruierte Struktur hin, die das Bild zu einer stimmigen Komposition machen. Den bereits abstrahierten Darstellungen der Objekte und Dinge aus ihrer Lebenswelt fügt Soo Jung Choi Materialien (Stoff, Fäden) hinzu, die wie bei Niedziolka auf die Dinglichkeit der Wirklichkeit (zurück-) verweisen und Verbindungen zwischen der Wirklichkeit und der Vorstellungswelt schaffen.
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