Resertvate:
++Kooperation PRIVAT
Eröffnung:
08. November 2003, 20 Uhr
ab 22 Uhr lounge
Ausstellungsdauer:
12. November bis
06. Dezember 2003
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 14 bis 18 Uhr
Arbeiten des Künstlerduos “++ Kooperation PRIVAT” (Jörg Finus und Torsten Hennig) sind in der Ausstellung “Reservate” im loop - raum für aktuelle kunst zu sehen. Das “klassische” Thema der Kunstgeschichte - das Verhältnis Mensch-Natur-Technik - wird hier zeitgemäß bearbeitet.
In immer neuen Ansätzen und künstlerischen Konzepten inszeniert das Künstlerduo die komplexen Wechselwirkungen von Mensch und Umwelt, thematisiert in seinen künstlerischen Analysen urbanisierte Lebensräume und Landschaften.
Dabei entstehen Installationen, die sich aus verschiedenen Dokumenten der natürlichen Umwelt zusammensetzen. Die Naturereignisse werden mit entsprechenden Materialien (Beton, Konstruktionsholz, Kabel) und Konstruktionen eines urbanen Lebensraums verbunden und neu inszeniert.
So zeigt die Arbeit “Biosphäre I” - ein Titel, der an sich schon Assoziationen an bio- und gentechnologische Versuchsaufbauten evoziert - eine von Neonleuchten erhellte kubusförmige, abgeschlossene Konstruktion aus Holz und Plastik. Der Boden ist klinisch-steril gefliest. Im Inneren ist ein Monitor aufgebaut, der Blätter zeigt, die sich im Wind bewegen. Dazu hört der Betrachter Wind- und Blätterrauschen. Die abgeschlossene, technoide Rezeptionssituation führt die Naturstereotypen und Entfremdung der Naturlandschaft vor Augen und überzeichnet zugleich das Bild einer technologisierten Lebenswelt. “Biosphäre” nannten sich auch die Forschungsprojekte, bei denen mehrere Forscherteams komplette, von der Außenwelt abgeschlossene Ökosysteme – Naturkreisläufe – zu etablieren versuchten. Der Versuch scheiterte – der Weg zurück ins Paradies, zur Unität von Mensch und Natur ist verwehrt. Dieser Gedanke an künstlich inszenierte Landschaften, Schutzräume für die Natur ist auch im Titel der Ausstellung “Reservate” zu spüren.
Die Fragmentierung, Zersiedelung und schemata-artige Naturwahrnehmung zeigt auch die Arbeit “Landschaft A9”: verkabelte kleine Grünflächen und Waldstückchen, unerreichbar trotz Straßengewirr, das die Künstler installiert haben. In der Mitte des Objekts dominieren zwei Fernseher, die Strassen, Staus und Verkehrslärm erzeugen. Die saftig grün überzogenen Strassen und lianenartig verwirrten grünen Kabel spiegeln absurderweise Natürlichkeit wider, wie auch der Titel mit “Landschaft” und “A9” zwei widersprüchliche Begriffe zusammensetzt.
“++ Kooperation PRIVAT” führt exemplarisch vor, wie aus der Schaffung künstlicher Lebensräume und dem gleichzeitigen Schwinden der ursprünglichen Natur, neue, selbst geschaffene Wirklichkeiten hervorgehen.
Die Installationen verweisen in ihrem fragmentarischen, rohbauartigen und provisorischen Charakter zugleich auf den Lebensraum als ein sich in ständiger Veränderung befindliches "zivilisatorisches Biotop", das sich die Menschen ihren scheinbaren und tatsächlichen Bedürfnissen entsprechend, immer neu konstruieren.
loop-raum für aktuelle Kunst wurde 1997 von Rüdiger Lange gegründet und befindet sich seit Sommer 2002 in der am Spreeufer von Kreuzberg gelegenen heeresbäckerei. Das denkmalgeschützte Fabrikgebäude aus dem 19. Jahrhundert, das zukünftig Büro-Lofts beherbergen wird, ist schon heute mit seinen großzügigen Räumen ein idealer Ort für Kunst- und Kulturprojekte. Dafür wurde eine Bespielung etabliert, die unter dem Namen "heeresbaeckerei-kultur" einen interdisziplinären Ansatz aus Ausstellungsarbeit, Projektkultur und Musik verfolgt. Neben den kontinuierlichen Präsentationen von loop finden auch Aktivitäten von und Kooperationen sowohl mit anderen Kunst- und Kulturprojekten als auch Institutionen statt.