Archive: Ausstellung 2008

Stephanie Backes

Wolkengraber

Eröffnung | Opening Reception: 24. Oktober um 20 Uhr
Ausstellung 25. Oktober bis 13. Dezember       
Mittwoch bis Samstag 14 Uhr bis 18 Uhr | Wednesday - Saturday, 2 - 6pm

loop – raum für aktuelle kunst
Jägerstrasse 5 10117 Berlin-Mitte
T: 030 28 39 00 28 | loop@loop-raum.de

For information in English, please scroll down.

Unter dem Titel „Wolkengraber“ eröffnet loop-raum für aktuelle kunst die erste Einzelausstellung der Künstlerin Stephanie Backes. Stephanie Backes Arbeiten führen den Betrachter in einen Mikrokosmos, der von Skulpturen bevölkert wird. Die filigranen, aus Holz, Plastik, Papier und Leim gestalteten Miniaturen reichen von faustgroßen Gebilden bis hin zu maximal 20 x 20 cm großen Skulpturen. Auf den ersten Blick wirken die Arbeiten wie architektonische Gebilde, auch aufgrund ihrer Modellgröße. Sie regen den Betrachter zu Spekulationen über ihre Funktion und Funktionalität an.

Evolution der Architektur
Im Zusammenhang mit den Titeln wie „Wolkengraber“, „Frühlingsmacher“, „Königin“ wird die Fantasie des Rezipienten indes mehr in das Reich der Biologie bzw. Bionik geführt. Die Mini-Skulpturen erhalten das Wesenhafte von Insekten, von mythischen Werkzeugen und Instrumenten, eine Lebendigkeit, die der Aufbau und die Materialhaptik– hier ein Nest, dort zarte Holzstäbchen wie Fühler und Gliedmassen, Fäden, Flächen wie Flügel, Leimkleckse wie Wassertropfen unterstreichen. Die biologische Architektur der Körper erzählt Geschichten über die Genese der Anatomie, sowohl passiv (Skelett, Haut, Sehnen) als auch aktiv (Nest, Wabe, Netz) und über die Evolution der Architektur, ihre stete, fast maschinenhaft-seriell anmutende Reproduktion, die die vielen Varianten in der Ausstellung anschaulich illustrieren.

Metamorphose und Mythos
Mit der Benennung erfolgt ein Verweis vom Kleinen auf große Zusammenhänge, ein Versuch, metaphysische Phänomene fassbar zu machen. Ästhetik und Naturwissenschaft verschmelzen. Gleichzeitig erzählt auch das Material eine Geschichte – Gebrauchsspuren, Bearbeitung durch Addition und Reduktion spiegeln die Wandlung, die Metamorphose der Skulptur-Geschöpfe wieder. Obwohl die poetischen Namen den Sinn  des Betrachters ein Stück weit lenken, lassen die Skulpturen viele Assoziationen offen. Die Details, verschiedene Blickwinkel, die die Skulptur in ihrer Dreidimensionalität zulässt, ermöglichen es, das Gebilde dezidiert zu erfassen. Die Farbgebung setzt die Künstlerin ein, um bestimmte inhaltliche Aspekte zu betonen oder in spielerischer Weise den Blick zu lenken, Tiefe zu erzeugen. Teilweise werden die Bestandteile der Skulpturen in Schichten bemalt – so entsteht eine weitere Dimension: Farbe dient hier nicht nur als bildimmanente Information, sondern auch in ihrer Haptik als bildhauerisches Material.

Spiegelung der Wahrnehmung
Stephanie Backes spielt mit der Reduktion, mit der minimalistischen Größe und der Erwartung des Betrachters. Der Körper der Skulptur, seine Raumlage, seine Form scheint aufgrund der geringen Größe sofort erfassbar, doch nur in der nahen, direkten Auseinandersetzung, wird das Gebilde in allen Details, seine Konstruktion und Vielschichtigkeit sichtbar. Obwohl scheinbar unmittelbar erfassbar, steckt alle Information, die neuronal wirkenden Verflechtungen, die vielschichtigen Dimensionen in Form und Aufbau der Skulptur selbst und spiegelt ein Stück weit den Rezeptionsprozess wieder. Der ganze Kosmos en Detail.



loop raum fur aktuelle künst is proud to present the first solo exhibition of Stephanie Backes, entitled “Wolkengraber” [“Cloud Grabber”].  Backes gently marshals the viewer to a microcosmic world populated by her sculptures, which are at once inscrutable yet riddled with intimation. Constructed from plastic, paper, wood and glue, Backes' sculptures span from as small as a fist to as large as 20 x 20 cm, appearing, at first glance, as architectural models.  What, then, could be their possible function and functionality?

Evolution from Architecture
Such titles as  “Wolkengraber” [“Cloud Digger”], “Frühlingsmacher” [“Spring-maker”], and “Königin” [“Queen”] suggest possible connections to biology and bionics, while summoning forth associations of the viewer's own  fantasies. Backes' sculptures may mine structural tropes from tools, instruments and the insect-world, but they still radiate an indubitable vitality; a vitality nested and protected by its own material and structure. Wooden rods approximate feelers or limbs; thread-like surfaces take on wings and glue drops pass for water drops. If the architectural framework (nest, honeycomb, web) not only mirrors but passes for the biological structure (skeletons, skin and muscles) it houses, how dissimilar, then, could the evolution of biological structures be from the development of architecture? Do these singularly individual but serially-constructed sculptures hint at overarching diversity or an evolving narrative?

Metamorphosis and Myth
Once a single reference has been pinpointed, small insights can shepherd greater understanding, and suddenly even disparate metaphysical connections—aesthetic and scientific-- materialize and coalesce.  The  materials themselves tell a story: telltale traces of their previous incarnations linger; the very process of addition and reduction mirrors the sculpture's own metaphorical metamorphosis.  Although the poetic titles guide the viewer far, the sculptures themselves do not completely reveal their secrets: details seen at different viewpoints, which the sculptures' three-dimensionality permits, transform and mutate, making a definitive classification of the work   impossible. The viewer's gaze glides over the surface of the work, guided by details of intense color.  However, these layers of color determine a pictorial depth of field, becoming yet another material from which the sculpture is constructed.

Reflection of Perception
Although Backes' sculptures need to be seen only in the space of single glance, they challenge any presuppositions about their size. Their diminutive stature does not diminish the depth of the work because any   great understanding of the work must be gleaned.   And, thus, Backes' multi-layered forms, like neural-like entwinements, emulate the process of understanding through seeing.  It is a vision of the entire cosmos in detail.