Archive: Ausstellung 1998

Sub Lux


Titel: Sub Lux
Carla Åhlander, Wolf von Kries,Chloë Smolarski, Gernot Wieland
Ort: pool
Parabolica Spaces
Schlegelstraße 26/27 (Im Hof rechts, EG)
10115 Berlin-Mitte
Eröffnung: Freitag 10.07.1998 20Uhr
Ausstellungsdauer: 10.07. - 31.07.98
Öffnungszeiten: Mi. bis Sa. 14 - 18 Uhr

Parabolica Spaces Kulturprogramm wird veranstaltet von loop - raum für aktuelle Kunst, imTeam und IDEA

Mit dem neuen Ausstellungsraum "Pool" werden die "Parabolica-Spaces" am 10. Juli  in der Schlegelstraße 26-27 um einen dritten Kunst-Raum erweitert.
"Pool" bietet wie die Parabolica-Kunstprojekte  "loop - raum für aktuelle kunst" und  "Rampe 02" jungen KünstlerInnen die Möglichkeit, in der ehemaligen Fabrik ihre Arbeiten einem größeren Publikum vorzustellen.
Während bisher auf den einzelnen Etagen mit relativ "unberührten" alten Räumlichkeiten gearbeitet wurde, kann "Pool" junge aktuelle Kunst in bereits renovierten Räumen präsentieren. Konzeptuell bleibt das neue Projekt aber weitgehend in der Tradition der bisherigen "Parabolica Spaces"- Darbietungen: die Arbeiten der Eröffnungsausstellung "Sub Lux", eine Gemeinschaftsarbeit vier junger KünstlerInnen - Carla Åhlander aus Schweden, Wolf von Kries aus Deutschland, Chloë Smolarski aus den USA und Gernot Wieland aus Österreich - sind sowohl von einer gemeinsamen AutorInnenschaft als auch von den jeweils individuellen künstlerischen Schwerpunkten geprägt. Im Zentrum steht hier die Frage nach der Rolle des kulturell und/oder gesellschaftlich festgelegten Kontextes bei der Kunst- und Wirklichkeitsrezeption.

Den Kontext der heutigen Existenz bieten vor allem die Medien. Sie bestimmen das, was Wirklichkeit heißt. Was sich ereignet, ist inszeniert. Bilder aus aller Welt ersetzen das Weltbild.

In der Ausstellung "Sub Lux" werden die alltäglichen Medien (Werbung) mit künstlerischem Material bearbeitet. Durch die Auflösung von verwendetem künstlerischen Material und seine Wiederzusammensetzung in eine neue Form entsteht eine neue Wirklichkeit.

Wolf von Kries verfremdet zum Beispiel große Werbeplakate dahingehend als ihnen u.a. durch Fragmentierung ihre ursprüngliche Information entzogen wird. Die großflächige, bunte Waren- und Werbeästhetik und ihre Symbole, die das tägliche Leben und die Alltagswelt beeinflussen, werden durch die Abwesenheit des Produktes ins Künstlerische transformiert. Durch Übereinanderlegen und Vergrößern einzelner Symbole und Fragmente wird die Raumwahrnehmung und der Raumkontext irritiert. Die Fragmente selbst verweisen wieder auf den Ursprung zurück: Authentizität und Inszenierung bestimmen somit die Rezeption.

Auch in der Bildinstallation und Zeichnungen von Gernot Wieland wird Medienmaterial fragmentiert und seines Sujets entleert. Der Künstler weist hier zum einen auf den Aspekt der selektiven Wahrnehmung hin, die immer nur Teilstücke und Ausschnitte der Wirklichkeit repräsentiert. Zum anderen wird die inszenierte Realität, zum Beispiel in Kommunikationsituationen, untersucht. Der Rezipient wird dabei miteinbezogen - die Autorenschaft des Künstlers bleibt im Hintergrund.

Chloë Smolarski zeigt in ihrer Arbeit "Sunset-Sunrise" die Unvereinbarkeit von Wirklichem und Virtuellem: eine fotographische Abbildung eines Sonnenaufgangs durch den Außenraum auf die Wand eines Innenraumes projeziert. Der Weg des Bildes durch das Tageslicht bedingt, daß erst mit dem "wirklichen" Sonnenuntergang die Abbildung des Sonnenaufgangs ihre volle Kontur und Schärfe entwickelt. Die Wirklichkeit und ihr virtuelles Spiegelbild treten hier in ein Wechselspiel ein - die Erscheinung der Abbildung ist durch die Abwesenheit seines "realen" Pendants bedingt.
Die Teilstücke und Momentaufnahmen in den Fotografien von Carla Åhlander vervollständigen die "Wirklichkeits-Analyse" der Künstlergruppe. Die Farb- und Schwarz-Weiß- Aufnahmen unterschiedlicher Motive (darunter Menschen ebenso wie Autos und Landschaften) zeigen "Zwischenräume" der gewohnten Wahrnehmung. Dabei werden auch hier einzelne Bilder, die für sich gesehen eine eigene, abgeschlossene Geschichte erzählen, durch ihre Anordnung einem übergreifenden Kontext zugeführt, die den individuellen Sinngehalt der Einzelstücke in einem neuen Licht erscheinen läßt.   
Die Künstlergruppe schafft mit der Ausstellung "Sub lux" Irritation durch künstlerisch manipulierte Wirklichkeit: in ihren Arbeiten werden autonome Formen, Gegenentwürfe, Möglichkeiten zu bestehenden Wirklichkeitsbildern präsentiert, die gleichzeitig durch die gegenseitige Konfrontation im Ausstellungsraum in ein eigenes Spannungsfeld eintreten.

(Holle Rauser)