Susanne Ring - URBAN NATIVES



Susanne Ring - URBAN NATIVES

Die Menschheit zeichnet sich durch ihre Vielfältigkeit und die Diversität ihrer Identitäten aus: wir sind alle verschieden. Wir empfinden alle unterschiedlich. Und wir handeln und bewegen uns alle auf unterschiedliche Art und Weise.Diese Assoziationen eröffnen sich auch bei den Skulpturen der Bildhauerin Susanne Ring: ihre Figuren könnten in ihrem Auftreten nicht unterschiedlicher sein. Die Plastiken, die aus Lehm, Stein, Holz und verschiedenen Pigmenten geschaffen sind, präsentieren eine Vielfalt von Körperlichkeiten und Charakteren. Die humanoiden Plastiken scheinen dabei aus einer anderen Realität zu kommen. Sie wirken mit ihren intensiven Blicken, fehlenden oder übergroßen Extremitäten und verschiedensten Merkmalen auf den ersten Blick fremd. Aber ist dem wirklich so? Vielleicht sind uns diese Figuren ähnlicher als wir denken oder es uns eingestehen wollen. Unsere Realität besteht aus verschiedenen Ebenen, die nah beieinander koexistieren: Die Plastik kann hier als zeitgenössischer Ausdruck eine Verbindung schaffen und aufzeigen, dass es zwischen diesen Realitäten keine Divergenz gibt. Ganz im Gegenteil, auch wenn die Normalität manchmal entrückt wirkt, bleibt sie trotzdem selbstverständlich und alltäglich. Unterbewusst findet diese Erkenntnis im kollektiven Blick statt und vermischt sich mit dem Verhalten, wie der Mensch als Individuum agiert und sich in einer Menschenmenge, aber auch in der Gesellschaft bewegt. Verbunden ist diese Erkenntnis mit unterschiedlichsten Empfindungen, die durch die Diversität und Identität der Skulpturen ausgelöst werden: das Spektrum bewegt sich dabei von Bedrohung bis hin zu Fürsorge und Sanftmut.Ein besonderes Motiv in den Arbeiten von Susanne Ring ist die Veränderung: Zwar wirken die Skulpturen auch autark und transportieren ihre eigenen Botschaften, die die gesamte Polychromie des menschlichen Seins umfassen, sie können aber auch im Wechselspiel mit anderen Figuren und im Ensemble neue Themenfelder und Kontexte eröffnen. Dies macht sich die neue Ausstellung URBAN NATIVES in der B-Part Exhibition am Gleisdreieckpark zu nutze. Rings Skulpturen werden dabei, wie häufig bei den Ausstellungen der B-Part Exhibition in einen urbanen Kontext versetzt. Im Ausstellungsraum, der Teil der Urbanen Mitte Am Gleisdreieck ist, werden Themen rund um die Stadt und das Leben in der Stadt in den Vordergrund gerückt, und mit übergeordneten Themen verknüpft. So werden die Arbeiten von Susanne Ring inmitten eines Settings platziert, das sich mit verschiedenen Aspekten von Urbanität assoziieren lässt: Einem Schmelztiegel gleich stehen die Skulpturen für die Diversitäten und Identitäten des Lebens und der Menschen in der Stadtlandschaft. Es geht um das Empfinden der Stadt der Zukunft: Wie bewegen sich die Menschen in der Stadt? Wie empfinden sie? Was sehen sie? Was nicht? Und was wollen sie vielleicht auch nicht sehen? Es ist eine Mischung aus Orientierungslosigkeit und Stabilität, Chancenlosigkeit und Aussichtsreichtum, die das Leben in der Stadt und die Faszination der Figuren ausmacht und unseren Blick einlädt, durch die Ensembles zu gleiten und auf immer neue Assoziationen zu stoßen.Dabei strebt Susanne Ring in ihren bildhauerischen Kompositionen seit jeher nach Harmonie, die ihre ästhetische und bildhauerische Auffassung widerspiegelt. Die Formen und Proportionen ergeben sich im Werkprozess und werden am Ende zu einem harmonischen Ganzen. Ring geht es dabei um den Facettenreichtum ihrer Arbeiten und nicht um ein klassisches Bild von Schönheit und Ästhetik. Dabei versteht Ring ihre Skulpturen als Gefäße, die qua Kontext gefüllt werden. Der Gedanke liegt nahe, da sowohl das Gefäß als auch das Material Lehm, mit dem die Künstlerin zumeist arbeitet, seit Urzeiten mit dem Menschen verbunden sind. Und trotzdem könnten sie nicht zeitgenössischer sein, wie die Arbeiten und die aktuelle Ausstellung aufzeigen. Während die Künstlerin darin eine Metapher für den menschlichen Körper mit seiner individuellen Geschichte und eigenem Körpergedächtnis sieht, kann der Begriff des Behälters auch weitergedacht werden. Die plastischen Figuren erschaffen Raum, der sich sowohl zeitlich als auch räumlich ausdrücken kann: so entstehen durch die Ensembles Denk- und Beziehungsräume und im Durchschreiten des Raums auch der Eindruck von Zeiträumen.Die Figuren der Künstlerin berühren mit diesen vielen verschiedenen Facetten und Nuancen auch übergeordnete Themen: Durch die Fragmentierung und Fragilität der Arbeiten schwingen Fragen nach der Existenz des Menschen, nach Leben, Tod, Glaube, Liebe und Hoffnung in den einzelnen Werken, aber auch in den Ensembles immer mit.

Der Ausstellungsraum B-Part Exhibition begleitet die künftige Entwicklung der Urbanen Mitte Am Gleisdreieckmit künstlerischer Autonomie und tritt somit zugleich in einen Dialog mit den übergeordneten Themen des Gesamtprojekts – Formen des New Work, Co-working, Kultur und Sport – und schafft Synergien zwischen künstlerischen, kulturellen und sozialen Ansätzen. Künstlerischer Leiter des B-Part Exhibition ist Rüdiger Lange (loop – Raum für aktuelle Kunst).